Entspannte Eltern, entspannte Kinder? Nicht mit High-Need-Baby!

Feinfühlige Business-Mama

Und plötzlich ist alles anders...

In diesem Artikel wird es persönlich wie nie. Kennt ihr den Spruch „Entspannte Eltern, entspannte Kinder? Er suggeriert, dass eine direkte Kausalität zwischen diesen beiden Faktoren besteht. Mich (Sarah) hat dieser Satz als mein erstes Kind auf die Welt kam, regelmäßig in Verzweiflung versetzt. Weil anscheinend war ich ja schuld, dass mein Baby das Gegenteil von entspannt war. Oder?

Was ich damals noch nicht wusste: Jedes Kind ist anders. Während das eine Baby (das wir als unerfahrene Neu-Mamas sehr wahrscheinlich im Kopf haben) überwiegend fröhlich & eher selten unzufrieden ist, weint ein anderes scheinbar den ganzen Tag & braucht die ständige Aufmerksamkeit & Nähe seiner Eltern.

„High-Need-Baby“? Was ist das?

Der Begriff High Need Baby wurde von William Sears (Professor für Kinderheilkunde) & seiner Frau Martha (Krankenschwester, Stillberaterin) geprägt. Sie schärften damit bereits in den 80er Jahren den Blick für die individuellen Bedürfnisse von Kindern, indem sie 12 Kriterien aufstellten.

Dabei ist folgendes wichtig: Jedes Baby hat im Grunde dieselben Bedürfnisse. Deshalb zeigen alle Kinder immer mal wieder Merkmale, die das Ehepaar Sears High Need Babys zuschreibt. Für dich als Mama ist es daher nicht ausschlaggebend, welche der folgenden Anzeichen du bei einem Baby wiedererkennst,  sondern wie viele insgesamt davon zutreffen & wie oft.

Die 12 Kriterien eines High Need Babys

Ich stelle dir die 12 Kriterien eines High Need Babys nach dem Ehepaar Sears hier kurz vor:

  1. Intensives Verhalten. High Need Babys tun vieles mit einem hohen Maß an Energie: Sie schreien besonders laut, lachen als gäbe es kein Morgen & protestieren heftiger als andere Kinder – besonders dann, wenn ihre Bedürfnisse nicht umgehend befriedigt werden.
  2. Hyperaktivität. Dieser Begriff beschreibt hier lediglich einen unruhigen, angespannten Gemütszustand. High Need Babys scheinen ständig in Bewegung zu sein.
  3. Anspruchsvoll. Ein High Need Kind braucht unglaublich viel Aufmerksamkeit. Die ständige Zuwendung verlangt euch als Eltern oft einiges ab, was sehr energieraubend sein kann.
  4. Häufiges Stillen/Füttern. High Need Babys möchten überdurchschnittlich oft gestillt oder gefüttert werden. Dabei steht nicht immer die Nahrungsaufnahme, sondern vielmehr die Zuwendung & Nähe von dir im Mittelpunkt.
  5. Fordernder Charakter. Ist ein High Need Kind hungrig oder möchte getragen werden, fordert es dies lautstark ein & wird nicht zaghaft danach fragen. Ihre Anliegen erscheinen extrem dringend, was sich darin äußert, dass das Baby schrill & bitterlich weint.
  6. Schlafschwierigkeiten. Die Intensität, die sich bei einem High Need Baby den ganzen Tag über zeigt, überträgt sich auch auf die Nacht & seine Schläfchen. Es fällt diesen Kindern schwer zur Ruhe zu kommen & in den Schlaf zu finden.
  7. Unzufriedenheit. Viele Eltern von High Need Babys beschreiben, dass ihr Kind immer unzufrieden wirkt – egal, wie viel Aufmerksamkeit du ihm schenkst.
  8. Unberechenbar. Mit einem High Need Baby wird es nie langweilig. Ist das Baby heute zufrieden oder weint es den ganzen Tag? Bezeichnend für ihren Charakter sind starke Stimmungsschwankungen, die sehr schnell wechseln können.
  9. Sensibilität. High Need Kinder reagieren sehr sensibel auf ihre Umgebung. Laute Geräusche, fremde Gerüche oder unbekannte Bewegungen können ihnen Angst machen & sie wirken schnell überreizt.
  10. Tragebaby. Es ist typisch für ein High Need Baby, dass es sich nicht oder nur schwer ablegen lässt. Das Kind möchte möglichst eng an deinem Körper getragen & gewiegt werden.
  11. Selbstregulation. Während viele Babys bald lernen sich teilweise selbst zu beruhigen & auch nachts nach einer kurzen Wachphase von allein wieder einzuschlafen können, schaffen es High Need Babys kaum, dies ohne deine Hilfe zu tun. Alternativen wie Schnuller oder Kuscheltiere werden nicht akzeptiert.
  12. Trennungsangst. Für ein High Need Baby ist es nicht einfach, sich von dir zu trennen. Wenn du es doch versuchst, wird dir wahrscheinlich lautstarker Protest entgegenschlagen.

Welche Kriterien erfüllte mein Kind?

Jetzt fragst du dich vielleicht, welche Kriterien davon mein Baby erfüllt hat. Normalerweise vermeide ich es, so gut ich kann für meine Kinder Labels zu verwenden. Hier werde ich sie bewusst nutzen, damit du eine Vorstellung davon bekommst, wie ich mich in den ersten Jahren mit meinem Kind gefühlt habe.

  • Es erfüllte alle Kriterien komplett & auch sehr intensiv bis es 2,5 -3 Jahre alt war. Noch heute treffen viele der Kriterien zu.
  • Außerdem sprengte es ganz nebenbei noch die Definition als Schreibaby. Man spricht von einem Schreibaby, wenn Unruhe oder Schreien über mehr als 3 Stunden pro Tag, an mehr als 3 Tagen pro Woche, über mehr als 3 Wochen auftritt (das ist natürlich als Orientierung zu werten). Mein Baby schrie jeden Tag mehrere Stunden, manchmal ganze Tage & Nächte.

Mein Alltag mit High Need Baby

Weil es meine Nähe so sehr brauchte, waren mein Baby & ich 24 Stunden, 7 Tage die Woche über 3 Jahre mehr oder weniger nonstop zusammen. Ich verbrachte meine Tage & Nächte dabei gefühlt mit dauerstillen, wobei ich nie mehr als insgesamt 4h Schlaf pro Nacht bekam, meist sogar weniger. Außerdem trug ich mein Baby & später auch mein Kleinkind ständig am Körper – an Kinderwagen war nicht im Traum zu denken. An Auto fahren genauso wenig, da es nach wenigen Minuten überreizte & ab da ohne Pause weinte & schrie. Das führte natürlich auch zu minimalen sozialen Kontakten, da selbst so etwas scheinbar banales wie einkaufen oder Spülmaschine ausräumen sich kaum in die Realität umsetzen ließen.

Und ich mittendrin, müde, verzweifelt, einsam & immer mit den Fragen im Hinterkopf: Mache ich etwas falsch? Warum ist mein Kind nicht entspannt?

Alle anderen Kinder sind es doch auch (Ratet welches auch nicht? Jennis! Mehr dazu könnt ihr in unserem „About us“ lesen)!

Meine Schlussfolgerung für fast ein Jahr: Wahrscheinlich war ich nicht entspannt genug, es musste also an mir liegen…

3 Tipps für dich & dein High Need Baby

Wenn du das hier liest, wünsche ich dir von Herzen, dass einer meiner Tipps die helfen kann, die Ursache weder bei dir noch bei deinem Kind zu suchen & ihr zusammen Frieden finden könnt.

Tipp Nummer 1 – Die Dinge beim Namen nennen: Was mir unglaublich geholfen hat war, dass ich das Label High Need Baby für das Verhalten meines Kindes entdeckt habe. Endlich fand ich Literatur und Berichte im Internet über Babys, die sich genauso verhielten wie meins. Es gab noch mehr davon!

Tipp Nummer 2 – Gemeinsam statt einsam: Damit hatte ich Worte für das was passierte, und mit den passenden Worten konnte ich passende Gleichgesinnte finden. Eine Community auf Facebook hat mich wirklich gerettet. Hier teilten Mamas ihre Verzweiflung, ihre Erfahrung & ihre Tipps auf wertschätzende & feinfühlige Weise miteinander. Ich war nicht mehr allein!

Tipp Nummer 3 – Annehmen ohne zu werten: Stück für Stück wurde ich dadurch gestärkt mich von meinen & den Vorstellungen anderer, wie ein Baby zu sein hat, zu lösen. Und stattdessen anzunehmen, zu akzeptieren, im Besonders-Sein zu unterstützen statt zu werten.

War es plötzlich leicht? Natürlich nicht! Aber zumindest etwas leichter.

Was ich dir noch empfehle?

Dich mit deinen eigenen Ressourcen & Bedürfnissen zu beschäftigen: Hier geht´s zu unseren 10 Tools für deinen Alltag als feinfühlige Mama.

Und Humor schadet auch nie! Wenn du Tipps für eine entspannte Morgenroutine mit deinen Kindern brauchst, schau gerne in diesem Beitrag.

Was ich mir für dich wünsche

Anstatt solche Sätze wie „entspannte Eltern, entspannte Kinder“ leichtfertig zu äußern, sollten wir uns stattdessen fragen, wie & wo eine junge Mutter wie du, von uns Verständnis & Unterstützung in ihrer konkreten Situation bekommen kann.

Deshalb…entspannt euch selber!

Bietet Hilfe an!

Hört zu, ohne zu werten!

Und nehmt sie, wenn sie möchte, einfach mal in den Arm & sagt ihr, wie toll sie das alles macht.

Ich wünsche dir viel Kraft für den weiteren Tag, die weitere Woche, den weiteren Monat, das weitere Jahr. Du bist nicht allein!

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Wir sind Jenni und Sarah,

selbst Mamas (von zusammen bisher 4 Kindern) und möchten, dass dein Start in die Selbständigkeit für dich so einfach und konkret wie möglich wird. 

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